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EUR|USD – weniger Zinssenkungspotenzial vorhanden?

Von: Dirk Friczewsky

 

Zinspause hin oder her, eines muss man dieser Tage einmal mehr konstatieren, nämlich die Rolle des US-Dollars als sicherer Hafen. Im Falle neuer geopolitscher Spannungen oder einer drohenden Ausweitung des Nahostkonflikts könnte der US-Dollar zusätzlichen Kapitalrücklauf (Repatriierung) erfahren. Am Wochenende wurden beinahe 100 Ziele im Irak, Syrien und auch im Jemen durch die USA beschossen, zum Teil auch in Kooperation mit den Streitkräften Großbritanniens. Eine Ausweitung des Nahostkonflikts könnte letztlich den Iran zu einem logischen ziel werden lassen. Auch die Huthi-Rebellen, die einen erheblichen Anteil des Welthandels (neben Containerschiffen auch Tanker mit Rohöl und LNG) in Geiselhaft nehmen, indem diese Schiffe angreifen, die sich auf dem Weg durch das Rote Meer zum Suezkanal aufmachen, werden vom Iran unterstützt und mit Waffen beliefert. Träte der Kasus „Iran“ ein, dann würde auch der Partner Russland eine weitere Front gegen den Westen hinzubekommen. Es sind keine schönen Aussichten für das noch junge Jahr. Neben diesen Szenarien dürfte der US-Dollar aber auch aufgrund der rein konjunkturellen Situation gegenüber dem Euro weiter punkten.

 

Eine Zinspause der Fed und der EZB nach der anderen – wann kommen die Zinssenkungen?

Mit dem Stichtag vom Montag, den 05. Februar 2024 preist man gemäß des „FedWatch Tool“ am US-Terminmarkt mit einer 85,5prozentigen Wahrscheinlichkeit eine Zinspause der US-Notenbank für die den Zinsentscheid am 20. März 2024 ein. Das Zinsband der US-Notenbank (target rate) würde folglich ein weiteres Mal bei 5,25 bis 5,50 Prozent verbleiben. Damit bleibt das Zinsband seit der Entscheidung Ende Juli 2023 festgezurrt. Die Wahrscheinlichkeiten bis hin zum Zinsentscheid am 18. Dezember 2024 deuten bis dato auf ein Zinsabschlagspotenzial von höchsten einem Prozentpunkt hin. Dies dürfte zumindest für vier Zinssenkungsterminen sprechen, sollte die Fed bei den Schritten von 25 Basispunkten bleiben. Geht es nach den jüngsten Äußerungen von Fed-Chef Jerome Powell im Rahmen eines Interviews mit „CBS News“ im Format „60 Minutes“, kann man den Notenbankchef zitieren, dass die die Stärke der US-Wirtschaft der Fed Raum gibt, mit Zinssenkungen vorsichtig umgehen zu können. Zumindest eines formulierte Powell recht verständlich, nämlich den Fakt, dass die Fed nicht mit Zinssenkungen abwarten würde, bis die Inflation auf 2 Prozent zurückfällt. Powell zufolge wäre es sehr unwahrscheinlich, dass die Fed ausreichend Vertrauen in einen nachhaltigen Rückgang der Inflation bis zum März-Meeting haben könnte. Damit dürfte der erste Zinnsenkungstermin der Fed bis zum darauffolgenden Zinsentscheidungstermin verschoben werden. Die Zinsdifferenz zum Euro dürfte sich somit noch etwas länger halten, was auch für die jüngste Neueinpreisung mit einer zwischenzeitlichen Dollarstärke am Devisenmarkt sprechen dürfte. Die EZB indes könnte im April mit einem ersten Zinssenkungsschritt aufwarten. Zumindest preiste man dies mit einer rund 90prozentigen Wahrscheinlichkeit zum 01. Februar 2024 am Geldmarkt so ein. Noch liegt der EZB-Leitzins bei 4,50 Prozent.

 

Indikatoren deuten nach wie vor auf ausreichend Stärke der US-Wirtschaft hin

Die Einkaufsmanagerindizes gehören ebenfalls mit in die Gesamtbetrachtung. Für die USA wies S&P Global jüngst für das Verarbeitende Gewerbe für den Berichtsmonat Januar in der endgültigen Version einen Punktestand von 50,7 Punkten aus. Das war im Vergleich zu den 47,9 Punkten im Dezember ein doch respektabler Erholungsschritt und damit auch die Rückkehr in die Expansion. Der ISM-Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe im Januar wurde mit 49,1 Punkten ausgewiesen, was aber gegenüber den 47,4 Punkten im Dezember ebenfalls einem größeren Erholungsschritt entsprach. Die Pendants für das Dienstleistungsgewerbe im Monat Januar für die USA wurden von S&P Global mit 52,5 Punkten veröffentlicht und von ISM wurden gar 53,4 Punkte ausgewiesen. Im Hinblick auf die US-Wirtschaft kann demnach im direkten Vergleich zur Wirtschaft der Eurozone durchaus von mehr „Dampf“ gesprochen werden, denn die Einkaufsmanagerindizes für die Eurozone im Januar wiesen für die Industrie 46,6 Punkte und für das Dienstleistungsgewerbe 48,4 Punkte auf.

 

Zinssenkungspotenzial möglicherweise in diesem Jahr doch geringer als erwartet

Auch der US-Arbeitsmarkt bleibt nach wie vor sehr robust. Dies zeigten die jüngsten US-Arbeitsmarktdaten vom 02. Februar 2024 des „BLS“ (Bureau of Labor Statistics) für den Berichtsmonat Januar ja recht eindrucksvoll. Die US-Wirtschaft konnte ex-Agrar 353.000 neue Stellen schaffen. Die Arbeitslosenrate blieb bei 3,7 Prozent verankert. Die Anzahl der Arbeitslosen in den USA lag damit bei rund 6,1 Millionen. Von besonderem Interesse könnte neben der Stärke bei den neugeschaffenen Stellen aber auch der nach wie vor ausreichend enge Arbeitsmarkt sein, der weitere Lohnsteigerungen möglich machte. Der durchschnittliche Verdienst in den USA kletterte im Januar um 0,6 Prozent bzw. 0,19 US-Dollar auf 34,55 US-Dollar. Auf Sicht der letzten 12 Monate stieg der durchschnittliche Verdienst um 4,5 Prozent. Dies stellt nach wie vor eine nicht unerhebliche Komponente in Bezug auf eine nachhaltige Bekämpfung der Inflation dar. Sollte der Arbeitsmarkt weiter derart robust bleiben und auch die Lohninflation nicht leicht zurückkommen, dürfte das Zinssenkungspotenzial geringer als zuvor angenommen ausfallen.

 

EUR/USD – was sagt die Charttechnik?

Die vorliegende Analyse basiert auf einem Tageschart. Um die Ziele der Bullen und Bären näher definieren zu können, wäre auf eine Fibonacci-Analyse abzustellen. Die jeweiligen Fibonacci-Retracements und Fibonacci-Projektionen können mit der webbasierten Handelsplattform „ActivTrader“ erzeugt werden und könnten dann zur Ableitung für die Ziele zur Ober- und Unterseite herangezogen werden.

 

Ausgehend vom Kursverlauf vom Zwischenhoch des 18. Juli 2023 von 1,1275 bis zum Zwischentief des 03. Oktober 2023 von 1,04475, wären die nächsten Widerstände bei den Marken von 1,07637 (0.382%), 1,08614 (0.50%), 1,09590 (0.618%), 1,10799 (0.764%) und 1,12752 (1.00%) zu ermitteln. Die Unterstützungen kämen bei der Marke von 1,06428 (0.236%) und 1,0447 (0.00%) in Betracht. Ferner wäre noch auf weitere Zwischenhochs aus der Charthistorie abzustellen. Die jeweiligen Zwischenhochs von 1,03681/1,01974 und 1,00934 können hier im Chartbild ausgemacht werden. Dem Chartbild wurden obendrein die drei EMAs (EMA50 in lila Farbe, EMA100 in blauer Farbe und EMA200 in roter Farbe) hinzugefügt. Zur Oberseite wäre ein Kurszielbereich bei der 1.00prozentigen Fibonacci-Marke von 1,127521 zu suchen. Zur Unterseite wäre ein Test der 0.00prozentigen Fibonacci-Retracements von 1,04475 möglich. Der Relative Strength-Index (RSI) befindet sich zum Zeitpunkt dieser Analyse mit 33,43 Punkten noch im neutralen Bereich.

 

 

Quelle: activtrades


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