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Streit mit IWF: Bekommt Zypern den Schuldenschnitt?

Frankfurt am Main (OnlineBroker-Portal.de)

Der Internationale Währungsfonds (IWF) weigert sich, das geplante Hilfspaket der Euro-Länder für Zypern in der bisher diskutierten Form mitzutragen. Das berichtet die „Süddeutsche Zeitung“ am Donnerstag. Der Währungsfonds fordert stattdessen einen Schuldenerlass – für die EU eine pikante Situation. Denn der Schuldenschnitt bei Griechenland sollte eine einmalige Sache bleiben. Für Deutschland kommt eine Lösung ohne IWF nicht infrage.

Die Zeitung beruft sich auf Verhandlungskreise und schreibt, der IWF verlange, dass dem Land ein Teil seiner Schulden erlassen werde. Zypern sei sonst auch nach den Reformen nicht in der Lage, seine Zinslast zu tragen. Die Mitgliedsstaaten sind gespalten: Einige Euro-Länder unterstützen die Idee eines Schuldenerlasses für Zypern, andere sagen, dass die Union damit ein Versprechen breche. Denn ein erzwungener Forderungsverzicht privater Banken wie bei Griechenland sollte ein Einzelfall bleiben. Kritiker befürchten einen Vertrauensverlust.

Die Mittelmeerinsel Zypern benötigt Hilfen in Höhe von rund 17 Milliarden Euro, so die „Süddeutsche Zeitung“. Mehr als zehn Milliarden davon würden in den völlig überdimensionierten Bankensektor fließen. Gemessen an der Wirtschaftsleistung des Landes wäre das Hilfspaket das größte, welches die Euro-Staaten jemals vergeben haben. „Die Lage in Zypern ist wesentlich dramatischer als die in Griechenland“, wird ein hoher EU-Beamter zitiert. Möglicherweise spring Russland in die Presche – dessen Bürger haben nämlich riesige Vermögen auf zypriotischen Konten liegen.

Ob ein Schuldenschnitt bei der Lösung der Probleme helfen würde, ist nicht nur politisch umstritten, sondern auch ökonomisch. Die Regierung in Nikosia hätte sich eigentlich bereits für zahlungsunfähig erklären müssen, bekam aber diese Woche kurzfristig Kredite von mehreren großen Konzernen zugesagt. Damit können die staatlichen Ausgaben erst einmal bezahlt werden. Der scheidende Ministerpräsident Dimitris Christofias hat sich damit über seine Amtszeit gerettet, die am 10. Februar endet. Sein Nachfolger wird sofort um ausländische Hilfen bitten müssen.

 

 


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