von Dirk Friczewsky – 05. Oktober 2022
Der führende US-Aktienindex S&P500 konnte jüngst stark zulegen, doch blickt man auf das charttechnische Bild im Tageschart, so hat sich der Index dadurch aus der überverkauften Markverfassung befreit. War diese Bewegung der ersten Handelstage im neuen Monat Oktober und zum Beginn des Schlussquartals also nur eine technische Aufwärtskorrektur oder ein Teilbereich einer Bärenmarktrallye?
Nach wie vor ist der S&P500 auf 2022er-Basis mit 20,46 Prozent im negativen Bereich unterwegs. Es gibt derweil auch nicht gerade viele fundamentale Gründe, warum der US-Aktienmarkt plötzlich in Siebenmeilenstiefeln davoneilen sollte. Fakt ist, dass die Federal Reserve an ihren Zinserhöhungen festhalten wird. Für die Zinsentscheidung am 02. November 2022 geht man an den Terminmärkten und auch im FOMC zumindest von einer Erhöhung um 50 Basispunkte aus, es dürften wohl eher nochmals 75 Basispunkte werden. Dies würde die US-Zinsspanne (Target Rate) auf 3,75 bis 4,00 Prozent führen. Man gehe kurz in sich und denke darüber nach, ob der Großinvestor massiv ins Risiko, in die US-Aktienmarkt investieren soll, wenn der Zins an der 4-Prozent-Marke knabbert und die meisten US-Aktien im S&P500 aufgrund ihrer möglicherweise angespannten Marktlage auf absehbare Zeit wohl nicht mehr die Erträge erwirtschaften werden, die man sich für wieder massive steigende Kurse wünschen würde. Kurzum: Warum ins Risiko gehen, Kursrisiken ins Depot holen, wenn man im festverzinslichen Bereich etwas gemütlicher schon recht angenehme Renditen erzielen kann?
Mit diesen Unwägbarkeiten kämpft der S&P500 und auch bei anderen US-Indizes und vielen weiteren global relevanten Aktienmärkten in Asien und Europa sieht es aufgrund der Zinswende und der vielen Zinserhöhungen nicht anders aus. Langfristig könnten die Aktienindizes also nur wieder konsequent ansteigen, wenn es Erfolge bei der Bekämpfung der Inflation zu vermelden und damit auch die Aussicht wieder auf sinkende Zinsen gäbe. Dieses Licht am Ende des Tunnels ist jedenfalls noch nicht zu sehen.
Man darf gespannt sein, inwieweit der US-Arbeitsmarkt am Freitag erste Schwächeanzeichen aufweist. Ist dies nicht der Fall, dann wird die US-Notenbank ihren Zinserhöhungskurs fortsetzen, bis er dies tut. Um es teils überspitzt zu formulieren: Steigende Arbeitslosenzahlen parallel zu einem abgewürgten Aktienmarkt und dem Rückführen der aufgeblähten Asset-Preise sind ein Hauptziel der Fed im Kampf gegen die Inflation. Dabei nimmt man keine Rücksicht auf Einzelschicksale der Arbeitnehmer oder auch Häuslebauer. Die hohe Inflation muss um jeden Preis runter!
S&P500 – was sagt die Charttechnik?
Die hier vorliegende Analyse erfolgt im Tageschartbild anhand des CFDs auf den S&P500-Kassa-Index (Cash Index), also den „Usa500“. Um die Ziele für die Bullen und Bären näher definieren zu können, wäre auf eine Fibonacci-Analyse abzustellen. Diese Fibonacci-Analyse könnte dann mittels der durch die webbasierte Handelsplattform „ActivTrader“ erzeugten Fibonacci-Retracements und Fibonacci-Projektionen genutzt werden, um die nächsten Ziele zur Ober- und Unterseite etwaig ableiten zu können.
Ausgehend vom Rekordhoch des 04. Januar 2022 von 4.816,30 Punkten bis zum jüngsten Zwischentief des 03. Oktober 2022 von 3.558,95 Punkten, wären die nächsten Widerstände bei den Marken von 3.8555,68 Punkten (0.236%), 4.039,26 Punkten (0.382%) und 4.187,63 Punkten (0.50%) zu ermitteln. Die erste logische Unterstützung käme bei 3.558,95 Punkten (0.00%) in Betracht. Als ein weiteres Ziel der Bären würde sich das Vor-Corona-Hoch vom 19. Februar 2020 mit 3.397,05 Punkten anbieten. Dem Chartbild wurden zudem die beiden EMAs (EMA100 in blauer Farbe und EMA200 in roter Farbe) hinzugefügt. Zur Unterseite wäre das Vor-Corona-Hoch vom 19. Februar 2020 mit 3.397,05 Punkten als ein Ziel der Bären in den Fokus zu rücken. Zur Oberseite wäre ein Test des 0.382prozentigen Fibonacci-Retracements von 4.039,26 Punkten zu unterstellen. Beide Kurszielbereiche wurden hier im Chartbild durch die beiden Rechtecke visualisiert (das farblich grün unterlegte Rechteck dient der Visualisierung des Kurszielbereichs der Bullen, das rot unterlegte Rechteck dem Kurszielbereich der Bären). Der Relative-Strength-Index notierte zum Zeitpunkt dieser Analyse auf Tagesbasis mit rund 45 Punkten nach den letzten Tagen wieder im neutralen Bereich.
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